Weinbau Laufen - Weindorf Laufen

WeinLand
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Weinbau Laufen

Laufen
Entwicklung des Laufener Weinbaus vom 19. ins  21.Jahrhundert
Weinbau hat in Laufen und in St.Ilgen seit Jahrhunderten Tradition. Davon zeugen auch zahlreiche stattliche Winzerhöfe aus dem 19.Jahrhundert.  Die Laufener Winzer bauen heute auf über 200 ha ihre Reben an, zumeist im Haupterwerb. Die Hauptsorten sind nach wie vor der Gutedel / Chasselas und der Spätburgunder / Pinot Noir. Das Markgräflerland ist seit Jahrhunderten Gutedel-Land.

Auch der Weinhandel hatte in Laufen Tradition
Exemplarisch aufgezeigt seien hier ein Weinhandelspatent aus dem Jahr 1880 und das Wohn- und Wirtschaftshaus des Weinhändlers Max Wechsler, heute Gasthaus „Drei Lilien“ sowie eine Postkarte von 1906 (Wirtshäuser „Zum wilden Mann“ und „Rebstock“)
Weinhändler
Weinhändlerhaus
Strukturen im Weinberg und im Keller
Im ersten Drittel des 20.Jahrhunderts hatte sich im Weinberg fast nichts verändert und bis zur Jahrhundertmitte wenig. Einzelstockerziehung, wie man es schon 100 Jahre zuvor machte, war die Regel.
Kleine Parzellenzuschnitte als Folge der Realteilung, gefangene Rebgrundstücke ohne Wegezufahrt, unzureichende Wege-Erschließung, zahlreiche Böschungen, Stützmauern und Entwässerungsgräben sowie überalterte und Reblaus-geschädigte Rebenbestände erschwerten das Bewirtschaften und minimierten die Erträge.

Historischer Plan von 1878, Gemarkung Laufen – Plan No.9
Der Plan zeigt die Situation bis zur Flurbereinigung in den 50-er Jahren des letzten Jahrhunderts




            Aus einer alten Rebmauer  von 1771:
           „Neue Reben setzt und die Mauer zuvor
           Johann Jacob Eisenlohr, Pfarrer zu Laufen“


Abgestorbene Reben ersetzte man durch einen „Hasensprung“, indem man eine Rute der Nachbarrebe in den Boden einlegte und so einen Ableger bildete – und gleichzeitig unbewusst der Reblaus neue Verbreitungschancen gab. Nur ein Teil der Rebflächen war mit Reblaus-sicheren Pfropfreben bestockt. Abhilfe schafften nach 1950 die Flurbereinigungen mit der Neupflanzung von Propfreben.


Blattgallen der Reblaus auf der Blattunterseite
Bis hin zur Bodenbearbeitung und den Rebschutzmaßnahmen war im Weinberg noch immer alles Handarbeit. Der Einsatz des Pferdes zur Bodenbearbeitung war vielerorts gar nicht möglich.
Den Rebschutz besorgte man mit tragbaren Rückenspritzen.

     

Auch bei der Sortenstruktur war es zumeist beim Alten geblieben, teilweise mit minderwertigen Sorten wie dem Elbling. Die meisten Winzer verarbeiteten ihre Trauben selbst zu Wein und verkauften diesen dann ab Fass, zumeist an einen Weinhändler. So bemühten sich einige Winzer auch um Weinhandelspatente. Die Gerätschaften zur Weinbereitung und Weinaufbewahrung waren zumeist aus Holz: „Holzörgele“ (hölzerner Lesekübel), „Büttene“ (Holzbottiche) oder Holzfässer unterschiedlicher Größe.
Die Trauben wurde in einer handbetriebenen Spindelpresse gepresst und zuvor auch nicht abgebeert. Das Entfernen des teilweise verholzten Traubengerüsts vor dem Pressen brachte später einen erheblichen Qualitätszuwachs.
 
Die Winzer waren danach mit den im Keller in den Fässern eingelagerten Weinen dem Dumping der Weinhändler völlig ausgeliefert, die sie gegeneinander ausspielten. Auch fehlte das Kapital für notwendige Investitionen. Das führte schließlich zur Gründung der Winzergenossenschaft.
Gründung der Winzergenossenschaft Laufen am 19.Mai 1931
Die Winzergenossenschaft war von Anbeginn im politischen Leben der Gemeinde Laufen geankert: Die Gründungsversammlung fand im Rathaus statt und war von Dr. Sydney Jessen, dem Ehemann der „Gräfin“ Helene von Zeppelin, und Gustav Richert einberufen worden. Dr. Sydney Jessen wurde dann zum Gründungsvorsitzenden gewählt. 18 Personen traten der Genossenschaft als Mitglieder bei, darunter mehrere Gemeinderäte. Gemeinderechner Fritz Eckermann wurde Rechner und Gemeinderat Gustav Tschudin sen. Schriftführer der jungen WG. Der Bürgermeister (Alfred Engler) und ein Gemeinderat (Fritz Güntert-Henn) waren als Gäste dabei. Die Gründung war offensichtlich gut vorbereitet, denn die Wahlen fanden laut Protokoll ,,durch Zuruf" statt.
Winzergenossenschaft
Punkt 6. des Gründungsprotokolls: ,,Der Vorsitzende (Herr Dr. Jessen) .... sprach die Hoffnung aus, dass diese Gründung weder die Genossen noch die Gemeinde reuen möge."
Bereits 1934 erbaute die noch junge Winzergenossenschaft Laufen ihren ersten „Winzerkeller“ als markantes viergeschossiges Bauwerk am südlichen Ortsrand. Über massiv gemauerten und mit Strebepfeilern versehenen Geschossen befindet sich ein fachwerksichtiges Obergeschoss und fachwerksichtige Giebeldreiecke. Nach oben mit drei Dachgeschossebenen unter einem Satteldach abschließend. Bis dahin wurden die Weine im Schlosskeller ‚Zeppelin‘ ausgebaut.

      Dr.Syney Jessen, Gründungsvorsitzender der Winzergenossenschaft Laufen               Bauabschnitt 1934

Politisch war die Gründungszeit alles andere als ruhig: Der erste Weltkrieg lag gerade 13 Jahre zurück. In den folgenden innenpolitischen Auseinandersetzungen hatte es Tote gegeben, die Rechtsradikalen waren auf dem Vormarsch, auch in Baden. 1924, erst 7 Jahre vor Gründung unserer WG, hatte französisches Militär besetzte Gebiete wieder geräumt, auch in unserer Region. In Baden lag als Auswirkung einer Weltwirtschaftskrise die Wirtschaft darnieder, Hunderttausende waren arbeitslos. Eine Inflation stürzte auch die Winzerfamilien in die Mittellosigkeit. 1925, sechs Jahre vor Gründung, war Reichspräsident Friedrich Ebert, ein Badener, gestorben; beerdigt auf dem Heidelberger Bergfriedhof vom früheren Laufener Pfarrer Maaß. Dessen Nachfolger war Generalfeldmarschall von Hindenburg. Für Baden war dies von unmittelbarer Bedeutung. Baden geriet in die politische Diaspora: Während man versuchte, das politische, wirtschaftliche und soziale Leben in der Tradition altbadischer Demokratie weiter zu entwickeln, fielen die großen Entscheidungen in Berlin. Die Genossenschaften passten nicht mehr ins große politische Leitbild.

1929, zwei Jahre vor Gründung der WG, hatten Nationalsozialisten zum ersten Mal Mandate in Badens Landtag errungen. Und 1933, zwei Jahre nach der Gründung, kam die ,,Machtergreifung" Hitlers. Sämtliche Verwaltungen des Landes wurden auch in Baden gleichgeschaltet. Alle demokratischen Einrichtungen wurden beseitigt und nach dem Führerprinzip umgestaltet. Die ersten Gründerjahre der WG Laufen waren demnach gezeichnet von diesem politischen Umbruch und vom Marsch Hitlers in den zweiten Weltkrieg mit allen bekannten Folgen.
In der Zeit der beiden Weltkriege stagnierte die Entwicklung des Weinbaus. Zahlreiche Winzer waren zum Militär einberufen worden oder kamen gar nicht mehr aus dem Krieg zurück. Die Hauptarbeit mussten die Frauen mit ihren Kindern leisten. Investitionen waren überhaupt nicht möglich.
 
Wer die Ehrentafeln im Keller der Winzergenossenschaft Laufen aufmerksam liest, bemerkt für die Zeit von 1937-1939 eine Vorstandsvakanz. Nachdem der Gründungsvorsitzende Dr.Sydney Jessen aus dem Amt ausgeschieden war, verzeichnet die Winzergenossenschaft erst wieder ab 1939 einen Vorstandsvorsitzenden. Es war Rudolf Nußbaumer, der das Amt bis 1966 bekleidete. Und ab 1938-1950 erscheint Max Güntert im Verzeichnis, der gar kein Mitglied war - mit dem Zusatz ,,Bürgermeister" und ,,Vorstand" bei den Aufsichtsräten verzeichnet: "Gleichschaltung" der WG und Kontrolle durch die nationalsozialistische Polit-Prominenz.
 
Zur Gründungszeit der WG war die Gesamtsituation des Weinbaus in Baden also alles andere als rosig: Die Rebflächen Badens hatten sich im ersten Vierteljahrhundert etwa auf ein Drittel reduziert, von etwa 18T ha 1906 auf etwa 12T ha 1926. [Im Markgräflerland bewirtschaftet man heute um die 3T ha Rebfläche.]
Der eigentliche Aufschwung kam erst zu Beginn der 50-er Jahre
Es begann eine Reihe von Rebumlegungen, um die Kleinparzellierung zu beheben und die Erschließung der Weinberge durch Wegebau zu verbessern. Dem immensen Bedarf an Propfreben konnte man entsprechen, weil man in Laufen eine Rebenveredlungsgenossenschaft gegründet hatte, die tatkräftig Rebensetzlinge produzierte. Gleichzeitig entwickelte man mit Hilfe der Beratung des Freiburg Weinbauinstituts planvoll eine neue Sortenstruktur, bei der die Sorte ‚Müller-Thurgau‘ und auch Neuzüchtungen wie die Sorte ‚Nobling‘ eine besondere Rolle spielten. Breitere Rebzeilen ermöglichten nun den Maschineneinsatz, und man legte Drahtrahmen an, um so auch die Laubarbeit im Weinberg zu erleichtern.
Bauliche Erweiterungen des „Winzerkellers“ und die Beschaffung neuer Kellertechnik rundete den Aufbruch in die zweite Hälfte des Jahrhunderts ab. Mit Glas ausgekleidete Betontanks lösten teils die großen Holzfässer ab. Und die Zahl der Mitglieder stieg, immer weniger bauten ihren Wein selbst aus.
 
Auch die einzelnen Winzerbetriebe investierten: Der Traktor löste allmählich das Tier als Zugmittel ab. Noch aber brauchte man das Pferd zum Pflügen der Reben. Den Pflanzenschutz bewerkstelligte man zumeist, indem man Schläuche mit einer Spritzpistole von den Wegen aus bis zur halben Zeilenlänge bergauf und bergab zog, mit Spritzbrühe versorgt von einer Pumpe mit Fasswagen vom jeweiligen Rebweg aus. Die Zeilenlänge zwischen den Bewirtschaftungswegen wurde beim Wegebau darauf abgestimmt, die Entwässerungsrinnen am Rand der Weinbergswege waren aus Granitsteinen errichtet und somit noch nicht dem die Zeilen befahrenden Schmalspurschlepper angepasst, weil die Bodenbearbeitung zu jener Zeit zumeist mit Geräten am Seilzug erfolgte.


Die weitere Entwicklung der WG als Spiegel der Weingeschichte im Dorf
Die Anpassung an die Gegenwart schreitet noch immer voran. Ortsvorsteher Albert Konrad äußerte sich 2001 zum 70. Jubiläum der WG-Gründung so:
„Den Gründern möchte ich nachrufen: Euer mutiger Entschluss hat uns nie gereut. Er ist ein Segen für das Dorf geworden. Die Winzergenossenschaft ist ein stark wirksames Element wirtschaftlicher Stabilisierung und sozialer Sicherheit geworden, mittelbar auch für die Winzer, die der WG nie beitraten und heute noch selbständig ihr Produkt vermarkten. Wenn man heute von unserem Dorf und unserer Gemeinde spricht, ist die Winzergenossenschaft Laufen nicht wegzudenken. Sie gehört zum Profil von St.llgen, Laufen, Sulzburg. Und ihre Produkte: Laufener Wein und Laufener Sekt.
Gelungen scheint mir während der 70-jährigen Genossenschaftsgeschichte der WG Laufen die Anpassung an die Erfordernisse der Gegenwart, wiewohl die Arbeit des Winzers in seinen Reben,
das Wirtschaften im Keller und das Vermarkten der Produkte täglich neue Herausforderungen bringt.
Unsere örtliche Winzergenossenschaft muss leistungsfähig bleiben; dafür müssen wir alle eintreten, damit den Winzern mit ‚ihrer Wirtschaft‘ diese Selbständigkeit als Mittelständler, wie sie es eh und je waren, erhalten bleibt.“
In den folgenden 20 Jahren erfolgte eine tiefgreifende Umstrukturierung der Weinbauszene im Ort.
Zahlreiche Nebenerwerbswinzer gaben nach und nach den Weinbau auf, ihre Rebflächen wurden verkauft, bestehende Betriebe vergrößern ihre Betriebsflächen. Immer mehr Tätigkeiten im Weinberg werden maschinell ausgeführt (Heftmaschinen, Laubschneider, Vollernter). Auch kommen verstärkt saisonal Helferinnen und Helfer aus Polen, Ungarn, Rumänien zum Einsatz. Außerdem erwerben einige größere Weinbaubetriebe aus Nachbargemeinden Rebflächen in Laufen.
 
Der Winzerkeller Laufener Altenberg e.G. erringt mit Kellermeister Ingo Ehret im Jahr 2010 höchste Auszeichnungen: Man wird bei der DLG-Bundesweinprämierung „Bester Sekterzeuger“ Deutschlands und erhält vom Badischen Weinbauverband bei der Gebietsweinprämierung den Ehrenpreis als „Bester Betrieb im Markgräflerland“. Dennoch gelingt es nicht, allein die Tarubengeld-Auszahlungen an die Mitgliedswinzer wesentlich zu steigern, die Zeichen stehen auf „Überlegungen zur Fusion“, um im Ausgabenbereich Kosten einzusparen. So kommt es am 1.Juli 2011 zur Fusion mit dem Winzerkeller Auggener Schäf e.G.
Die Traubenannahmestation in Laufen bleibt erhalten, die Laufener Weine werden weiterhin im Laufener Winzerkeller ausgebaut und als eigene Erzeugerlinie verkauft. Und die Traubengelder der Winzer fallen signifikant höher aus.

Die Weinerzeuger und -vermarkter in Laufen waren: Winzergenossenschaft Laufen, Weingut Fritz Güntert, Weingut Güntert-Gilfrich (und dann Wolfgang Güntert), Weingut Fritz Schlumberger  (früher Weingut Schlumberger-Konrad, später Weingut Friedhelm Schlumberger und dann Weingut Rainer Schlumberger(, Weingut Ernst Tschudin, Weingut Hartmut Schlumberger, Weingut Wendelin Brugger.



Das Leben der Laufener Winzerfamilien und die Grundlagen ihres Wirtschaftens im Wandel der Zeit
Der Maschineneinsatz im Landbau wurde selbstverständlich (z.B. Mähdrescher, Laubschneider, Vollernter)
Der Obstbau wurde umstrukturiert (Obstanlage statt Streuobst)
Viehzucht und Milchwirtschaft wurden zunehmend unrentabel
Der allgemeine wirtschaftliche Aufschwung brachte Arbeitsplätze und Kapital
Die Mobilität aus dem Dorf heraus stieg.
Die Winzergenossenschaft Laufen war nun schon für mehrere Generationen von Winzerfamilien Garant des Familieneinkommens.
Die Lebensstandards allgemein verbesserten sich zusehends.
Die Mehrgenerationen-Struktur der Familien löste sich jedoch fortschreitend auf.

Immer mehr Betriebe spezialisierten sich, hatten nur noch ein betriebliches Standbein oder vielleicht noch ein zweites. Durch die fortschreitende Mechanisierung gab es für die Familienmitglieder immer weniger Arbeit im Weinberg, die Betriebsflächen wurden vergrößert. Ackerflächen wurden vermehrt mit Reben bestockt, auch weil es sich eher lohnte. Erste Betriebe im Dorf entdeckten als betriebliches Standbein außerdem ein touristisches Engagement (Ferienzimmer).
Aber es gab zwischenzeitlich auch Winzerbetriebe und Weingüter, die den Weinbau aufgaben und ihre Reben veräußerten. Und inzwischen vollzieht sich auch ein rasanter Wandel beim Weingenuss und im Weinhandel.

Ein besonderes Ereignis auch für die Laufener Weinszene war die Wahl von Josephine Schlumberger zur Deutschen Weinkönigin am 25.September 2015. Sie war damit die sechste Deutsche Weinkönigin aus Baden. Sie war zuvor schon 2014/15 Badische Weinkönigin und eine späte Nachfolgerin ihrer Tante Hildegund, die dieses Amt 1957/58 bekleidet hatte. Josephine Schlumberger arbeitet inzwischen im elterlichen Weingut von Stephanie und Rainer Schlumberger und prägt nun  mit dem Weinjahrgang 2023 erstmals das komplette Portfolio des Weinguts.




 Laufener Winzerbetriebe / Weinerzeuger im Jahr 2023
Winzerkeller Laufener Altenberg (Seit 2011 fusioniert mit dem Winzerkeller Auggener Schäf)

Weingut Rainer Schlumberger (Mit Tochter Josephine Schlumberger, ehemalige Deutsche Weinkönigin)

Privatweingut Schlumberger-Bernhart (Ehemals Privatweingut Hartmut Schlumberger)

Weingut Fritz Güntert

Weingut Wolf & Grether



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79295 Sulzburg



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